Je fünf vertikal angeordnete Felder mit verschiedenen höfischen Szenen schmücken die beiden Flügel des Tors, das einst Einlass in das Hauptgebäude eines Herrschersitzes gewährte. Gut zu erkennen sind jeweils drei Musiker mit Trommeln und Blasinstrumenten (1. und 3. Feld links), höfische Frauen (3. Feld links; 1. Feld rechts), ein Ringkampf unten links sowie männliche Personen mit spitzen Hüten, bei denen es sich wohl um Priester handelt (4. Feld rechts). Besondere Aufmerksamkeit verdienen die jeweils zweiten Felder von oben: Links thront ein Yoruba-Herrscher mit Gefolge. Sein Blick ruht auf einem Europäer mit Tropenhelm, der in einer Sänfte herangetragen wird. Dessen Diener im Feld darunter befördern, begleitet durch einen Wächter, reiche Gastgeschenke auf ihren Köpfen.
Olowe von Ise stellt in diesen Szenen mit ziemlicher Sicherheit den Besuch des britischen Kolonialbeauftragten Captain Ambrose 1910 im Palast des Königs von Ikere dar. Die Palasttüre diente demnach als Chronik und Würdigung dieses denkwürdigen Ereignisses.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der prestigeträchtige Besuch, der den Yoruba-König in seinem Status als Herrscher offiziell bestätigte, auch auf der Palasttüre abgebildet ist, die 1924 auf der British Empire Exhibition in London ausgestellt wurde. Olowe hatte hier offensichtlich ein ikonisches Motiv geschaffen, mit dem auch anderer Herrscherhäuser ihre Paläste schmücken wollten.
Gleichzeitig sind Olowes Türen exzellente Beispiele dafür, wie innovativ der Künstler ans Werk ging: Einige der Figuren ragen weit in den Raum hinein und scheinen die Grenzen des Hochreliefs geradezu durchbrechen zu wollen. Alle sind individuell gestaltet und strahlen eine solche Lebendigkeit aus, dass es eine wahre Freude ist, auf visuelle Entdeckungsreise in dieser Bilder-Geschichte zu gehen.


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