Max Slevogt, Weinlese bei Neukastel
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Weit öffnet sich die Landschaft vor dem Auge des Betrachters: ein grüner Hang, der Himmel strahlend blau. Alles ist lichtdurchflutet, doch die Sonne hat nicht mehr die gleißende, brennende Kraft der Sommermonate, sondern beleuchtet die Szenerie warm und mild. Es ist Herbst. Die gelblichen Felder in der Ferne scheinen bereits abgemäht und am Weinberg, unweit der Stelle, die der Maler eingenommen hat, findet die Traubenlese statt. Ein Buttenträger mit schwarzer Kappe schleppt seine schwere Last durch die Reben nach oben. Ein weiterer befindet sich auf der Anhöhe links, gemeinsam mit drei weiteren Helfern. Erkennbar sind die rötliche Mauer des Weinbergs und der einfache Unterstand am Hang, skizziert nur mit wenigen schnellen Pinselstrichen. Ein junger Baum, wahrscheinlich ein Mandelbaum, wirft seinen Schatten auf den Weg, während sich sein Blätterdach mit dem Grün der Weinstöcke vereint.
Max Slevogt erweist sich einmal mehr als einer der großen deutschen Impressionisten. Virtuos gelingt es ihm, den Augenblick einzufangen und in Farbe umzusetzen. Konturen entstehen allein durch Kontraste, der deutlich erkennbare Duktus spiegelt die Dynamik des Sehens. Die Szenerie scheint sich in Licht und Farbe aufzulösen. Durch den pastosen Farbauftrag im Vordergrund und die lasierenden Pinselstriche im Hintergrund erzeugt der Maler räumliche Tiefe. Aus der Momentaufnahme entsteht so ein stimmungsvolles Gemälde, das von Slevogts Liebe zu Land und Leuten seiner Wahlheimat, der südlichen Pfalz, zeugt.
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