Prachtvoll verzierte Keramiken und mysteriöse, riesenhafte Bodenzeichnungen zeugen von der Hochkultur der Nazca, die zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. an der Pazifikküste Perus erblühte und dann für immer im Dunkel der Geschichte verschwand.
Dieses kleine Gefäß mit abgeflachtem kugelförmigen Körper und hohem konischen Rand weist in seiner herausragenden Bemalung drei horizontale Ebenen auf: Das untere Band zieren stilisierte Köpfe mit großen Augen, die durch darunter liegende, an Nähte erinnernde Linien noch betont werden. Bekrönt werden die frontal dargestellten Gesichter abwechselnd mit roten und weißen Kopfbedeckungen. Letztere erinnern an Federhelme.
In keiner anderen Kultur der Andenregion wurden menschliche Köpfe so häufig dargestellt, wie bei den Nazca. Religiöse Bedeutung, die Zurschaustellung als Kriegstrophäen und die Verwendung im Ahnenkult liegen nahe.
Das mittlere Band beeindruckt durch sein verschlungenes Muster in Rot, Braun und Beige auf weißem Grund. Bei genauerem Hinsehen ist inmitten der geradezu modern anmutenden Linien ein abstraktes monströses Gesicht mit weit aufgerissenen Augen zu erkennen. Es handelt sich und ein anthropomorphes mythisches Wesen, ein häufig wiederkehrendes Motiv, das den Forschern bis heute Rätsel aufgibt.
Am oberen Rand werden die erdigen Farben des mittleren Bandes in Treppenmustern und Mäandern wieder aufgegriffen, doch es gibt keine bildliche Darstellung mehr. Fast scheint es, als habe der Maler in diesem kleinen Gefäß sein ganzes bildnerisches Repertoire unter Beweis stellen wollen – von mehr oder minder naturalistischer Darstellung über Abstraktion bis hin zu dekorativen Elementen, denen womöglich ebenfalls eine vergessene Symbolik zu Grunde liegt.