Carin Grudda, Hier – woanders, 2022
© Carin Grudda, 2023
Acht Bronzeplatten leuchten im Grudda-typischen Blau an der Innenhof-Fassade des Alten Weinguts und zaubern bei näherem Hinsehen ein überraschtes Lächeln auf das Gesicht der Besucher. Was die Künstlerin Carin Grudda hier in Bronze verewigt, sind Abgüsse von Objekten, die das Stifterehepaar Gemünden auf seinen Reisen durch die Welt gesammelt hat: Statuetten, eine Amulett-Kette, Tongefäße aus Südamerika, eine Ashanti-Figur aus Ghana, eine Holzskulptur aus Polynesien. Es ist ein kleiner Vorgeschmack auf das, was bei der Besichtigung der Ausstellung alles zu sehen sein wird. Doch nicht nur…
Getreu dem Titel „Hier – woanders“ bezieht Grudda weitere Objekte in das exklusiv für die Sammlung Gemünden geschaffene Werk mit ein. Auf diese Weise stellt sie das Zusammenspiel Stifter – Gebäude – Ethnographika dar.
Auf das Vorleben des Museums als Weingut verweist die Platte rechts unten mit Trauben, Weinglas und einer Figur, die einem bacchantischen Fest entsprungen zu sein scheint. Ihre „Hörner“ sind übrigens Türklinken aus dem ehemaligen Gutshaus. Links oben sind Maurerkelle, Zollstock und das Blatt einer Hacke zu erkennen – eindeutige Verweise auf das Bauunternehmen der Familie Gemünden und vielleicht auch auf die umfassende Renovierung der alten Gemäuer.
Mit weiteren Objets trouvés, Einritzungen und Formen entfesselt Carin Grudda schließlich die Fantasie des Betrachters. Schmetterling und Herz, Schneckenhaus und Papierschiffchen, Krone, Schuhsohle und Quietscheentchen schaffen in Kombination mit den Museumsobjekten Raum für witzige, fröhliche und liebevolle Assoziationen und Erinnerungen.
So verschmelzen in Carin Gruddas Werk das Hier und das Anderswo, die Kunst und das Leben, die Realität und die Imagination, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geradezu spielerisch zu einer Einheit. „Hier – woanders“ wird zu einem Sinnbild für das gesamte Museum Obentraut3 und das Kunstverständnis seiner Stifter.
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