Rainer Fetting, Berliner Mauer, 1988
© Rainer Fetting, 2023
Wie ein Schattenriss erheben sich die Türme und Kuppeln einer nächtlichen Stadt in den rotglühenden Himmel. Über den Boden scheinen blauschwarze Nebel zu ziehen. Besonders beunruhigend aber ist das schmutzig-gelbe Gebilde, das sich, einem Lindwurm gleich, durchs Bild schlängelt und sich in den Schluchten der Stadt verliert. Unendlich lang und unüberwindbar.
Rainer Fetting, einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Gegenwart, dokumentiert, was er in Berlin jeden Tag vor Augen hat: die geteilte Großstadt – Berlin in Zeiten der Mauer. Seit er 1977 das „Erste Mauerbild“ gemalt hat, lässt Fetting das Symbol für die Teilung Deutschlands und den Kalten Krieg nicht mehr los.
Expressiv stellt er seine Lebenswelt dar, mit kräftigem Duktus und starken Farben. Damit steht Fetting weiterhin in der Tradition der „Neuen Wilden“. Diese Gruppe junger Künstler, darunter auch Salomé und Bernd Zimmer, betrieb von 1977 bis 1982 die Galerie am Moritzplatz und machte unter anderem mit der Ausstellung „Heftige Malerei“ weit über die Grenzen Berlins hinaus von sich reden. Der einstige „Moritzboy“ Fetting setzte seine Karriere international fort und erlangte nicht nur als Maler und Grafiker sondern auch als Bildhauer Berühmtheit, etwa mit seiner über drei Meter hohe Bronzestatue von Willy Brandt in der Berliner Bundeszentrale der SPD.