Ben Vautier, regarde toi! voleur de cultures, 1990
© VG Bild Kunst, Bonn 2023
Was für eine Provokation! „regarde toi! voleur de cultures“ („Schau dich an! Kulturdieb“), heißt es fein säuberlich in den unverwechselbaren weißen Schreibschriftlettern des schweizerisch-französischen Künstlers Ben Vautier. Die Worte stehen auf der dunklen Holzplatte, auf der in weiß skizziertem Rahmen eine ebenmäßige afrikanische Maske angebracht ist, sowie auf dem dreiteiligen Rasierspiegel darunter. In diesem kann der Kulturdieb, voleur de cultures, sich selbst erkennen.
Ben Vautier, der aus einer berühmten Künstlerfamilie stammt, ist ein Pionier der Fluxus-Bewegung der 1960er-Jahre in Nizza. Diese hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Kunstbegriff im Erbe von Dada kontinuierlich zu erweitern. So führte Vautier beispielsweise mehrere Jahre lang einen Plattenladen, der zum Treffpunkt und Ausstellungsort für Künstler wurde, die „Neues“ machen wollten und dessen Fassade schließlich sogar als Kunstobjekt im Centre Pompidou ausgestellt wurde. Kunst und Leben sollten eine Einheit bilden, Grenzen verschwimmen.
Auch in „regarde toi! voleur de cultures“ verschwimmen Grenzen. Rein formal kombiniert Vautier hier Textbild und Objets trouvés. Darüber hinaus wird der Betrachter durch den Spiegel selbst zum Bestandteil des Kunstwerks. Afrika und Europa treten in Verbindung. Und die provokanten Worte des Künstlers lassen diesen selbst anwesend erscheinen.