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Max Slevogt – Meister der Vielfalt

Max Slevogt, Nächtlicher Park (Ausschnitt)
© public domain

Max Slevogt (1868 – 1932) ist ein künstlerisches Multitalent: Maler, Grafiker, Illustrator, Bühnenbildner, Karikaturist, Pianist und Sänger.

Ausgebildet u. a. in den Antiken- und Naturklassen an der Münchner Akademie der Bildenden Künste gelingen ihm Historiengemälde ebenso wie vom Realismus beeinflusstes Genre. Dabei wird Slevogts Stil noch von der brauntonigen Lehre Franz von Lenbachs gelenkt. Spätestens seit seinen Parisaufenthalten (1889 und 1900), verbunden mit der intensiven Auseinandersetzung mit Werken Edouard Manets, will der junge Künstler aber mehr. Sein akademisches Wissen wendet er an, um antiakademisch zu arbeiten. So ist er 1892 Gründungsmitglied der Münchner Secession, ab 1900 arbeitet er als Karikaturist für die Zeitschrift „Jugend“. Doch Experimentierfreude und Avantgarde kommen in den etablierten Münchner Kunstkreisen nicht gut an. Slevogt sieht sich mit harscher Kritik und Ablehnung konfrontiert, sein Beiname in München ist „der Schreckliche“. Schließlich verlässt er 1901 die Einflusssphäre Lenbachs auch räumlich und siedelt ins freiheitlichere Berlin über.

Wie seine französischen Vorbilder verlässt Slevogt zum Malen zunehmend das Atelier und macht Erfahrungen mit der Pleinair-Malerei (frz. en plein air: im Freien). Bereits 1899 stellt er gemeinsam mit Manet und Degas in der Berliner Kunsthandlung Cassirer aus. Schon zu Lebzeiten zählt er neben Lovis Corinth und Max Liebermann zu den drei großen deutschen Impressionisten.

Das Œuvre des Künstlers zeichnet sich durch seine Vielfalt aus. Lichtdurchflutete Landschaften gelingen Slevogt ebenso wie sensible Porträts oder symbolistisch aufgeladene Stillleben.

Im alten Weingut kann man diese Vielfalt entdecken: Da ist düster-lockend ein Nächtlicher Park. Oder das Stillleben mit Pistole. Dessen Farbigkeit lässt noch den braunen Akademiestil Münchens erkennen, doch die bedeutungsschwangere Dimension und Slevogts moderne Pinselführung weisen bereits weit darüber hinaus. Bezaubernd ist die Pastellstudie Portrait Elly Freytag, welche die junge Frau in ihrer ganzen Natürlichkeit, aufgeregt und neugierig, wiedergibt. Und natürlich die Weinlese bei Neukastel, ein Meisterwerk des Impressionismus, für das es wohl kaum einen besseren Ausstellungsort gibt.

Seit 1905 beschäftigt sich Slevogt immer wieder mit dem Thema Weinlese. Fasziniert beobachtete er in seiner Wahlheimat, der südlichen Pfalz, die Verschmelzung von Landschaft und Licht, Mensch und Natur. Seine Eindrücke bannt er virtuos, mit schnellem Pinselstrich auf die Leinwand. Doch die Gemälde Slevogts gehen weit über eine rein visuelle Dimension hinaus. Fast scheint der Betrachter zu spüren, wie sehr der Künstler Land und Leuten verbunden ist: Seit 1888 ist er immer wieder zu Gast bei Familie Finkler auf dem Hofgut Neukastel bei Leinsweiler. Dort verliebt sich Slevogt in Antonie, die Tochter des Gutsherrn. Das Paar heiratet 1898 und bekommt zwei Kinder. Als die Schwiegereltern 1914 Neukastel aus finanziellen Gründen aufgeben müssen, ersteigert Slevogt den Hof, lässt Musiksaal und Bibliothek errichten und malt sie mit Szenen aus Oper und Literatur aus.

Das Gut wird für Slevogt zum Rückzugsort aus dem hektischen Berliner Leben. Hier kommt er mit Familie und Freunden zusammen, erdet sich und findet Inspiration. Als der Künstler 1932 auf seinem geliebten Hof stirbt und in der Familiengrabstätte der Finklers nahebei beigesetzt wird, hinterlässt er einen Bilderschatz, dessen Vielfalt an Themen und Stilen bis heute fasziniert.

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